Juni 15, 2022

Kaffee-Kultur aus Überzeugung
und mit Haltung

Von Athir Jasso
Kaffee-Kultur aus Überzeugung und mit Haltung

Rebekka und mir lag es immer am Herzen, nicht einfach nur »eine gute Tasse Kaffee« zu servieren. Vielmehr wollen wir die Menschen für Spitzenkaffees faszinieren – eine Kultur fördern, bei der Kaffee aus reinem Genuss getrunken wird. Das bedeutet für uns aber auch, den »hinter die Kulissen«-Blick zu schärfen: Wo kommt unser Kaffee her? Unter welchen Bedingungen wird er produziert? Wie sind die Lebensbedingungen der Kaffeebauern vor Ort?
Wie lassen sich diese von Deutschland aus verbessern?
Wir möchten dazu beitragen, dass diejenigen, die Kaffee anbauen, auch Qualität produzieren und Erträge generieren können, die ihnen eine langfristig solide Lebensgrundlage bieten – für uns eine wichtige Entscheidungsgrundlage, unsere Produkte nur bei bestimmten Partnern zu beziehen. 

1 Euro pro Kaffee-Kilo – Kaffeeanbau als Mittel zur Selbsthilfe

Da die Mittel der Kaffeebauern aufgrund Ihrer Lebensumstände oftmals sehr begrenzt sind, hat sich das Projekt Bòŋàbee zur Aufgabe gemacht, konkret zu helfen. So kaufen sie beispielsweise den Kaffee von den Bauern vor Ort nicht nur über dem normal üblichen Marktpreis ein – Bòŋàbee unterstützt die Bauern darüber hinaus auch mit zusätzlichen Mitteln. 

So hat Bòŋàbee-Initiator, Wilson Tanto, festgelegt, dass für jedes verkaufte Kilo Kaffee, 1 € für Projekte bereitgestellt wird. Mit anderen Worten: Jeder Kunde, der hier ein Kilo Spitzenkaffee kauft, spendet automatisch 1 Euro an die lokalen Bauern. 

Die Bòŋàbee-Vision 

Kaffee-Einkauf über dem Marktpreis und die »1-Euro-Spenden« sind jedoch nur ein Anfang von vielen Ideen, die ganz wesentlich dazu beitragen, den Bauern vor Ort bessere Bedingungen zu schaffen. Zukünftig soll noch viel mehr realisiert werden und aufgrund der einzelnen, lokalen Herausforderungen haben wir uns entschieden, unsere Projekte in drei Hauptkategorien zu unterteilen:

Kaffeeprojekte

Schon bei den Bauern vor Ort wollen wir Grundlagen schaffen, die dazu beitragen, Qualität und Quantität des erzeugten Kaffees von Anfang an zu verbessern. Das beginnt an bei der Einrichtung von gut strukturierten Farmen und reicht hin bis zur Bereitstellung einer Grundausstattung, die zur Verbesserung der Kaffeeproduktion erforderlich ist. Gleichzeitig möchten wir aber auch die jüngere Generation fördern und eine Plattform bieten, um die Kaffeeproduktion als Einkommensquelle zu sehen. Das alles ist verbunden mit der langfristigen Hoffnung, Arbeitslosigkeit und Migrationsrate zu bremsen.

Gesundheitsprojekte

Das Einkommen von Kaffeebauern ist sehr gering – die Landwirte leben praktisch von der Hand in den Mund. Das macht es schwer, Geld für Notlagen zu sparen. Belasten Gesundheitsprobleme die Familie, sind sie oftmals gezwungen, sich das ganze Jahr über Geld zu leihen. Rückzahlungen davon können erst zur nächsten Kaffeesaison erfolgen. Schlechte Zahlungsbedingungen (in vielen Fällen mit überhöhten Zinsen verbunden) treiben die Bauern dann vollends in den Ruin – in einigen Fällen verlieren sie sogar ihr Zuhause.

Unsere Idee: die Einrichtung eines „Gesundheitsfonds“ für die Landwirte. Hier können sich die Bauern in schwierigen Zeiten Geld leihen und es während der Kaffeesaison zinslos zurückzahlen. Das ist – aufgrund der Komplexität der Gesellschaft und der Gesundheitsstruktur vor Ort – jedoch eine der schwierigsten Herausforderungen. Wir sind aber überzeugt davon, dass uns bei diesem Projekt unser Wille und unsere gründliche Vorbereitung helfen werden.

Bildungsprojekte

Bildung ist, wie das Gesundheitswesen, eine Notwendigkeit für alle. Und genau wie der Gesundheitssektor ist auch der Bildungssektor in Kamerun (leider) nicht gerade beeindruckend. 
Es gibt Tausend und einen Grund, warum Kinder in diesem Land keine Bildung erhalten... Weil sich die Eltern die Gebühren nicht leisten können, ein Lehrbuch fehlt, der Schulweg ohne Wasser einfach zu lang ist, keine Schuhe vorhanden sind, um über den heißen Sand zu gehen, Lehrpersonal fehlt oder das Kind vielleicht einfach „nur“ ein Mädchen ist? Die Liste geht endlos weiter...

Die Beschaffung von Büchern, die Anstellung/Zuweisung von Privatlehrern an Schulen (auch in schlecht erreichbaren Vororten), die Bereitstellung von Schuhen, die systematische Förderung einer Sexualerziehung oder die Hilfe beim Aufbau einer elektrifizierten Bibliothek – es gibt viele Möglichkeiten, wie wir dazu beitragen können, die Kaffeebauern vor Ort zu unterstützen.